Dienstag, 5. Oktober 2010

Das letzte Mal hallo







so, jetzt werde ich mich wohl zum letzten mal melden, auch wenn ich etwas spät dran bin ...
seit circa einem monat bin ich wieder im lande und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an indien und meine kinder in vellore zurückdenke. ach ja, ich hatte wirklich eine richtig, richtig, richtig tolle zeit mit vielen höhen und tiefen, die ich für nichts auf der welt missen möchte.
doch diese zeiten sind leider vorbei und der alltag hat mich schon fast wieder, wobei ihr mich jetzt nicht falsch verstehen dürft. natürlich habe ich mich auf familie, freunde, die deutsche küche und temperaturen gefreut, wobei ich zum jetzigen zeitpunkt letzteres bereue und mir des öfteren die indischen temperaturen zurückwünsche. aber man möchte ja immer das, was man nicht haben kann, da bilde ich nun mal keine ausnahme ;) doch ansonsten hat sich nicht so arg viel verändert. ich würde sagen, dass ich mehr oder weniger die alte geblieben bin und auch meinen alten job im iguana habe ich seit wenigen tagen glücklicherweiße wieder.
doch ich kann echt nicht oft genug sagen, wie froh ich bin die chance und unterstützung gehabt zu haben ein jahr in indien verbrigen zu können. die zeit hat mir so viel gebracht, ich durfte zum ersten mal an meine grenzen kommen, wurde so unheimlich lieb von den mitarbeitern in vellore wieder aufgebaut, habe die zeit mit den kindern richtig genossen und konnte spüren, dass nicht nur ich sie in mein herz geschlossen habe.
nach dem traumhaften urlaub mit meinem schwesterherz war ich nochmal für drei wochen alleine im anbu illam, da lena zusammen mit zwei freundinnen durch nordindien gezogen ist.
diese wochen haben mir besonders viel bedeutet, da ich während dieser zeit ein fast familiäres verhältnis zu den mitarbeiterinnen aufgebaut habe. abends saßen wir noch lange beisammen, haben uns bruchstückchenhaft auf englisch bzw. telugu aber überwiegend mit händen und füßen unterhalten und zusammen getrauert und die tage gezählt, bis es für mich entgültig abschied nehmen hieß. dabei hatten sie die tollkühnsten pläne, wie sie mich in indien halten könnten. nachdem ich den vorschlag mit der arrangierten ehe abgeleht hatte und auch nicht so ganz überzeugt war, mein zukünftiges baby per post nach vellore zu schicken, da ja alle unbedingt oma meines zukünftigen hosenscheißers sein wollten (mit der kommunikation mit dem baby würde es laut nirmala auch keine schwierigkeiten geben, denn immerhin leben wir im zeitalter des internets und zu meinem glück wurde auch die web-cam schon erfunden. also, alles no problem =) ich musste aber wenigstens versprechen einmal wieder zu kommen (aber was gibt es denn da schon zu versprechen ...) und eventuell meine hochzeit in vellore traditionell mit sari zu feiern. also für meine zukunft ist auf jeden fall schon mal alles geplant. das aller, alller, allermindeste ist, dass ich wenigstens die hochzeitsfotos schicken soll, falls ich den anderen wünschen nicht nachkommen kann.
auch mit den kindern war es richtig schön. natürlich habe ich wieder fleißig unterrichtet und in der therapie geholfen aber auch nach dem täglilchen nachmittagstee spiele gespielt, rumgetobt und einfach nur blödsinn gemacht, was mir aber mindestens so viel spaß gemacht hat wie ihnen. an einem meiner letzten tage wollte ich noch ein paar bilder von meinen schützlingen machen, was dann aber etwas aus dem ruder lief. plötzlich wollten alle den foto haben und sich selbsst als fotograf beweißen, was mehr schlecht als recht verlief. trotzdem oder vielleicht gerade deswegen sind ein paar tolle aufnahmen entstanden, auch wenn mein kopf auf dem ein oder anderen bild abgeschnitten war =).
gut für mich war auch, dass während der gesamten drei wochen zwei freiwillige aus afrika bzw. neuseeland in anbu illam gewohnt haben. zwar hatte ich nicht ganz so viel von ihnen, da sie in vellors berühnten CMC krankenhaus arbeiteten und erst gegen 18 uhr zurück kamen, aber trotzdem tat es richtig gut sich mit gleichgesinnten austauschen zu können. einmal luden sie mich zur movienight ins krankenhauscollege ein, wo wir dann mit indischen studenten narnja auf englisch ansahen, so schön ....
kurz nachdem die zwei besucher gegangen sind, kam lena mit ihren zwei freundinnen zurück und wir verbrachten zusammen noch ein paar schöne tage in vellore, bevor das jahr dann entgültig vorbei war. zum abschied spielten wir ein paar lustige wasserspiele mit den kindern, was so gut wie allen echt richtig viel spaß gemacht hat und auch für uns ganz amüsant war. auch für die abschiedsgeschenke schmissen wir uns richtig ins zeug, für die mädels machten wir wirklich süße filzblumen, die wir mit sekundenkleber an haarspangen befestigten (das mit dem sekundenkleber war nicht so eine tolle idee, wie nicht anders zu erwarten, hatt ich das zeug gleich mal auf meiner hand ...), was eine gewisse zeit benötigte, immerhin hatten wir genau 50 blumen zu filzen, die gesamten mitarbeiter (auch nicht gerade wenig) bekamen selbstgemachte perlentiere, nur für die jungs haben wir nichts selebst gemacht.
doch der abschied rückte immer und immer näher, und ich wurde immer und immer trauriger und konnte meine tränen kaum noch zurück halten. den höhepunkt erreichte es dann natürlich an unserem letzten tag, es war nicht schön. alle kinder haben so geweint, konnten sich gar nicht mehr beruhigen, und mich auch nicht, was ich echt nötig gehabt hätte. ich war am ende und hätte beinahe noch einen kreislaufzusammenbruch bekommen. die ganzen mitarbeiter haben total geweint und haben mir den abschied auch nicht erträglicher gemacht. mir haben alle einfach so unglaublich leid getan, und ich mir selbst auch, sodass ich am liebsten noch ein bisschen länger da geblieben wäre. tja, irgendwie konnte ich mir das während meines einsatzes gar nicht vorstellen, dass ich am ende am liebsten gar nicht gehen würde. ich hatte mich jeden tag mehr auf zuhause gefreut, bis es dann wirklich auf das ende hin zuging, da hätte ich die uhr am liebsten zurückgedreht. aber das geht nun einmal nicht, so ging es für lena, ihre zwei freundinnen und mich nach bangalore, wo wir wie zu anfangs bei cccyc übernachten konnten und die anderen freiwilligen wieder treffen konnten. trotz der freude, die anderen wieder bei mir zu haben, ließ mich der gedanke nicht los, bald entfültig von meinen kindern und den mitarbeitern in vellore getrennt zu sein. trotz allem waren die letzten tage nochmal richtig schön und wir genossen jede minute die uns noch in indien, unserer vertrauten umgebung, blieb.
dann war die zeit auch leider schon gekommen und unser flug ging zurück nach frankfurt mit zwischenstop in dubai, wo wir in einem richtig luxeriösen flughafenhotel unterkamen und eine gute stadtführung bei nacht machten, vom essen brauch ich gar nicht erst anfangen ....
kurz vor unserer ankunft konnte sich meine sitznachbarin vor vorfreude kaum noch beruhigen, wohingegen es bei mir ganz anders war. irgendwie konnte ich mich nicht wirklich freuen zurückzukommen (es tut mir jetzt schon leid das so zu sagen) und hatte das gefühl, dass ich menschen, die mir wirklich sooooo viel bedeuten und mir so ans herz gewachsen sind, mir so viel gegeben haben, ja, die in diesem jahr zu meiner zweiten familie geworden sind, zurückzulassen. der abschiedsschmerz war so schlimm, wenn nicht noch schlimmer, wie vor einem guten jahr, als es für mich nach indien ging. auch jetzt, nach einem monat in meiner alten heimat, kann ich noch nicht sagen, dass ich wieder vollständig hier angekommen bin. ich vermisse die kinder ziemlich und konnte mir erst vor ein paar tage die bilder ansehen, die ich in vellore gemacht habe.
ich kann es nicht ganz in worte fassen aber im moment habe ich das gefühl als würde ich zwischen zwei stühlen sitzen und nicht wissen zu welchem ich jetzt eigentlich wirklich gehöre. tja, es wird wohl noch seine zeit dauern, bis ich wieder richtig im alltag bin und richtig angekommen bin. solange versuche ich die indische mentalität abzulegen und wieder in die deutsche pünktlichkeit, zielstrebigkeit und leistungsorientierung reinzukommen, nicht mehr so viel rumzutrödeln, oder einen gang zurückzuschalten, wie es so oft in indien der fall ist (um ehrlich zu sein, würde ich ja gerne so weiterleben und die indische mentalität mit nach deutschland bringen ...)
so, das war es jetzt entgültig ich möchte mich bei allen bedanken, die meinen blog verfolgt haben und mich immer aufgebaut haben, wenn ich einmal nicht mehr weiter konnte oder mit meinen nerven am ende war. vielleicht habe ich dem ein oder anderen interessierten weitergeholfen, vielleicht haben zukünftige freiwillige mein blog gelesen und sind nun der meinung, dass sie das auch machen möchten....